NÜRNBERGER NACHRICHTEN - 25.8.2004 - [B0408251]

Ausbau der Straßenbahn bringt einen "Quantensprung"

Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr begrüßt SPD-Position - Grüne und Interessengemeinschaft werben für Bibertbahn

Der Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr Nürnberg (AAN) begrüßt, dass die SPD-Stadtratsfraktion dem Thema Straßenbahnausbau, insbesondere Gibitzenhof-Finkenbrunn und Sebalder Altstadt, nun aufgeschlossen gegenübersteht. Auch die Grünen und die Interessengemeinschaft Bibertbahn im Landkreis Fürth schöpfen dadurch neue Hoffnung.

"Das Kapital der Straßenbahn wird in Nürnberg noch viel zu wenig genutzt", meint AAN-Sprecher Stefan Scherer. Ein Ausbau in Richtung Erlangen im Verbund mit einer nördlichen Altstadtquerung könne einen Quantensprung an Nachfrage und Wirtschaftlichkeit bringen. "Wenn einzelne CSU-Politiker jetzt auf Berufsopposition gehen und auf dem Weiterbau der U 3 jenseits der Gustav-Adolf-Straße bestehen (einer Strecke, für die seinerzeit unter dem Vehikel Bundesgartenschau und Entwicklung Tiefes Feld eine U-Bahn gefordert wurde), dann verschweigen sie, dass ohne ein solches Kundenpotenzial die Wirtschaftlichkeit eines tunnelgeführten Verkehrsmittels sehr fraglich ist", sagt Scherer. Der als Argument herangezogene hohe Kostendeckungsgrad der U-Bahn komme von der Stammstrecke Plärrer-Lorenzkirche-Hauptbahnhof-Frankenstraße. Allein mit 1000 oder 2000 P+R-Fahrgästen werde eine U-Bahn mit einer Tageskapazität von 100 000 Plätzen nicht wirtschaftlich. "Klar ist der Endpunkt Gustav-Adolf-Straße viel zu weit stadteinwärts gelegen und es ist wichtig, dass die Schiene weiter nach außen wächst - ob dies aber eine unterirdisch geführte U-Bahn sein muss, sei dahingestellt", so Scherer. Das langfristig Teure an dem System sei der Tunnel, den man im Bau zwar bezuschusst bekommt, aber auf Dauer mit allem Zubehör wie Rolltreppen, Aufzügen, Wasserisolierung in Stand halten muss.

Auch die Grünen im Landkreis Fürth begrüßen den "Gesinnungswandel in der Nürnberger SPD", sagt Sprecher Wolfram Schaa. Die Vorstellung einer Straßen- oder Stadtbahn wurde im Landkreis schon vor fünf Jahren intensiv verfolgt, "leider, auch wegen des Widerstandes der SPD, wenig erfolgreich. Wenn jetzt endlich die Realitäten anerkannt werden, so kommt dies reichlich spät." Denn die überhöhten Kosten der U-Bahn führten dazu, dass der ÖPNV in anderen Bereichen gekürzt wird, von Ausbau ganz zu schweigen. Daher geht die Forderung der Grünen an die großen Parteien, zumindest die Bibertbahntrasse zu erhalten, damit Platz bleibt für eine schienengebundene Erweiterung. Durch die Entwicklung des Ölpreises werde sich auch der Busverkehr zunehmend verteuern. Auch die Lkw-Maut werde den Schienenverkehr für die Wirtschaft wieder attraktiver machen. Es sei daher Pflicht der Politik, beim ÖPNV dem schienengebundenen, preiswerten Straßen- oder Stadtbahnverkehr die Priorität einzuräumen.

Die Interessengemeinschaft Bibertbahn (IGBB) sagt, ihre Prognose vom Ende des U-Bahnbaus an der Gustav-Adolf-Straße im Juli bewahrheite sich schon einen Monat später. Die Nürnberger Rathaus-SPD rücke deutlich vom U-Bahnbau ab, reiche aber den Schwarzen Peter in der Frage des Weiterbaus im Südwesten der Stadt an den Landkreis und dessen Kommunen weiter. Nach Meinung des IGBB-Sprechers Franz X. Forman muss jetzt der Landkreis Fürth eine kluge Entscheidung treffen. Er ist Zuzugsgebiet. Auch in Nürnberg sei bekannt, dass gerade aus dieser Richtung in Zukunft immer mehr Verkehr hauptsächlich über die Rothenburger Straße auf die Stadt zurollt. "Jetzt ist es an der Zeit", mahnt Forman, "sich mit der Studie der IGBB zur Reaktivierung der Bibertbahn auseinander zu setzen." Mit einer Regionalbahn auf der Biberttrasse könne man schon in naher Zukunft ein schienengebundenes Verkehrsmittel parallel zur Rothenburger Straße in die City von Nürnberg zu einem Bruchteil der U-Bahnkosten realisieren.

Diese Lösung lasse auch alle Optionen für eine spätere Weiterführung als Stadtbahn, U-Bahn oder Straßenbahn offen. "Es wäre fatal, wenn der Landkreis allein auf die unwahrscheinliche U-Bahn-Lösung setzen würde", warnt Forman.

Internet: www.bibertbahn.de

hpr - 25.8.2004 0:00 MEZ

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